Das "Ding" mit der Quarterlife Crisis
Was das eigentlich ist und wie du eine Quarterlife Crisis überwinden kannst
Der Begriff der sogenannten „Quarterlife Crisis“ ist in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum immer bekannter geworden.
Tatsächlich handelt es sich dabei ganz grob gesagt einfach um ein Phänomen, durch das wir Menschen letztlich alle durchmüssen: Dem Prozess des Erwachsen-Werdens.
Ich nutze daher zwar diesen Begriff „Quarterlife Crisis“, da es dieses Phänomen gut zusammenfasst. Aber ich bin der Meinung, dass es einfach eine Phase im Leben ist, die sich individuell stärker oder schwächer zeigen kann.
Alternativ könnten wir es auch „Quarterlife Phase“ nennen. Herausfordernde und schwierige Situationen können natürlich zu einer handfesten Krise führen. Müssen es aber nicht. Wie alles ist das ganze Thema höchst individuell.
In diesem Blogartikel stelle ich dir die „Quarterlife Crisis“ genauer vor und gebe dir fünf Tipps, wie du eine Quarterlife Crisis überwinden kannst.
Quarterlife Crisis: Was soll das eigentlich sein?
Ganz im Ernst, ich werde es meinem Papa wohl nie wirklich verzeihen, dass er mich – als ich mit 25 selbst in der Situation war (einen Einblick, wie es bei mir war, kannst du hier nachlesen), nach meinen „Symptomen“ googlete und das erste Mal auf den Begriff der Quarterlife Crisis stieß – ausgelacht hat. „Was soll das denn sein?“
Jaja, manche sagen in dem Zusammenhang auch verächtlich: Muss man denn alles und allem einen neuen Namen geben? Letztlich bezeichne es doch einfach nur den Prozess des Erwachsen Werdens. Diesen Begriff der „Quarterlife Crisis“ kommt übrigens von Alexandra Poppins und Abby Wilner, die Anfang der 2000er darüber schrieben, und dem Gefühl der Mittzwanziger Ausdruck verliehen nach Ausbildung und Studium einem wahnsinnigen Druck ausgeliefert zu sein. Auf der einen Seite gibt es unzählige Möglichkeiten, auf der anderen Seite stehen hohe Ansprüche und Erwartungen an sich selbst oder vom Umfeld, Versagensängste und Selbstzweifel.
Die Quarterlife Crisis betrifft häufig junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 30 Jahre, wobei das natürlich keine festgesteckte Altersgrenze ist. Umbrüche und Veränderungen sind gerade zu dieser Zeit im Leben häufig. Weitreichende Entscheidungsfragen stellen sich und es ist – z.B. nach dem Studium – vielleicht das erste Mal im Leben, dass junge Menschen sich die Frage stellen: Habe ich bis hierher die richtigen Entscheidungen getroffen? Wie soll mein Leben ab jetzt weitergehen? Kommt da noch was?
Fakt ist, dass es die Zeit des Erwachsenwerdens ist. Und wahrscheinlich das erste Mal im Leben, dass es nicht unbedingt eine vorgegebene Leitplanke gibt.
Vorher war dein Leben vielleicht klar geprägt von: Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schule, Schulabschluss machen. Vielleicht hast du dann auch schon den nächsten Schritt gemacht und ein Studium gewählt. Studienabschluss. So, und dann?
Wie findest du Orientierung und Klarheit in einer Welt, in der du überflutet wirst von Möglichkeiten?
5 Tipps, wie du es schaffst die Quarterlife Crisis zu überwinden
Die Quarterlife Crisis oder Phase kann also geprägt sein von Anzeichen wie:
- Selbstzweifeln und Versagensängste
- Unsicherheit
- Unzufriedenheit
- Sinnsuche
- Orientierungslosigkeit
- Zukunftsängste
- oder auch finanzielle Sorgen
Um nur eine Auswahl zu nennen.
Wenn du merken solltest, dass du dich genau in so einer Phase gerade befindest, gebe ich dir fünf Tipps mit auf den Weg, damit es dir wieder besser gehen kann.
1. Keep calm! Du musst nicht alles in deinem Leben vor deinem 30. Geburtstag schaffen!
Vielleicht ist es gerade dieses Gefühl, dass du jung bist und die Gesellschaft von dir erwartet, dass du jetzt die beste Zeit deines Lebens hast.
Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee? Ja klar, man ist jung. Okay. Aber ansonsten? Du bist zu einer hohen Wahrscheinlichkeit noch finanziell abhängig von deinen Eltern, oder verdienst bislang wenig Geld. Du führst Beziehungen, oder vielleicht auch nicht, aber stellst dir eben auch viele existenzielle Fragen. Möchtest du mal Familie gründen? Was für einen Job willst du wirklich machen? Sesshaft werden oder als digitaler Nomade um die Welt?
Und das Gefühl unweigerlich alles, aber auch wirklich alles vor deinem 30. Geburtstag geschafft zu haben. Weil, zumindest war das so bei mir, dachte ich irgendwie mit 30 ist mein Leben vorbei.
Total beknackt oder? Warum eigentlich? Ich meine heutzutage wird die Gesellschaft immer älter, Stand 2023 werden Frauen im Schnitt 83 Jahre alt. Das wäre ja schon ziemlich blöd, wenn gefühlt das Leben mit 30 vorbei ist und dann noch 53 Jahre kommen…
Und aus dem Grund: Bleib ruhig! Nimm dein Leben so an, wie es ist.
Ich kenne es von mir selbst und sehe es auch bei den Spitzensportler*innen, die ich betreue: Dieser Drang alles auf einmal und mit 120% zu machen und am besten mit 22 Jahren schon einen Doktortitel zu haben. Aber wofür?
Mach dir immer bewusst, was dir von der Gesellschaft auferlegt wird, und ob du das wirklich für dich und dein Leben annehmen willst oder musst. Wenn du das hinterfragst und reflektierst und alles zu Ende denkst, wird sich vieles davon als nicht sinnvoll erweisen.
2. Nimm dir die Zeit dich selbst kennenzulernen
Auch das klingt wieder so banal: Aber als junger Mensch kannst du im Normalfall auch noch gar nicht alles mögliche über dich wissen, was du willst und wofür du eigentlich in diesem Leben stehst was Werte, Vorstellungen etc. angeht.
Um in einem Jungle von vielen Möglichkeiten in dieser Welt, Orientierung zu finden, Klarheit zu erlangen und Entscheidungen treffen zu können ist es elementar sich zu kennen. Denn nur wenn du weißt, wofür du stehst und wer du bist, hast du eine stabile Basis, um überhaupt Entscheidungen treffen zu können. Du wirst sehen, wenn du in dir sicher bist und dich gut kennst, dann wirst du nicht bei jeder kleinen Entscheidung, die du treffen musst, hin und herschwanken.
Zum sich selbst kennenlernen gehören Themen wie deine Fähigkeiten und Kompetenzen zu kennen. Was sind deine Potenziale und Ressourcen, deine Interessen? Was gibt dir Kraft und woraus ziehst du deine Energie? Und mit am entscheidensten: Was sind deine Werte? Wofür stehst du ein im Leben?
Genau das sind übrigens Themen, bei denen ich dich im Coaching begleiten kann (mehr dazu findest du hier).
Für alle Punkte hier gilt im Übrigen: Nimm dir Zeit. Don’t rush. Geduld ist auch nicht meine Stärke, führt aber am Ende dazu, dass die Dinge, die du tust um eine Quarterlife Crisis zu überwinden, auch wirklich nachhaltig sind.
3. Gehe dein eigenes Tempo
Ein Gefühl, was dir in dieser Phase des Quarterlifes, begegnen kann ist dieses „habe ich den Zug verpasst?“. Vielleicht fangen deine Freunde schon an Familie zu gründen, haben schon drei Uniabschlüsse oder sind auf der Karriereleiter bereits zum Oberpro von irgendwas aufgestiegen.
Ich kenne dieses Gefühl auch da nur zu gut. Irgendwie vergleichen wir uns ja leider immer mit allen möglichen Menschen und nicht nur mit einer anderen Person. Denn dann würden wir auch merken, dass das natürlich nicht dienlich ist. Natürlich kann der eine schon voll die krasse Karriere gemacht haben, ist aber vielleicht auch ein Workaholic, hat keine sozialen Kontakte, sonst was. Vielleicht vergleichst du dich zeitgleich mit einer Freundin, die bereits zwei Kinder hat, verheiratet ist. Aber noch kein abgeschlossenes Studium einen Job hat, während du selbst vielleicht schon vier Jahre in einem gut bezahlten Job bist, der dir im besten Fall auch Spaß macht.
Was ich damit sagen will: Wir alle vergleichen uns. Das ist auch irgendwie menschlich. Wir wollen wissen, wo wir stehen. Aber gerade zu Zeiten von Social Media hat es wirklich ein Maß angenommen, wo die Frage ist, wie zielführend es eigentlich ist. Es erzeugt einfach jede Menge Druck. Am Ende weißt du auch nie, ob die anderen wirklich glücklich sind oder ob du das nur annimmst.
Gehe deinen eigenen Weg in deinem eigenen Tempo. Finde heraus, was dich glücklich und zufrieden macht, denn das ist doch am Ende das A und O.
4. Priorisiere dein eigenes Wohlbefinden
Irgendwie scheint es uns heutzutage ja allen wahnsinnig schwer zu fallen, mal für uns selbst was gutes zu tun. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass Stressmanagement und Selbstfürsorge überall so groß geschrieben wird.
Aber es macht ja auch auf alle Fälle Sinn: Wenn es dir eh schon nicht gut geht, du unzufrieden mit deinem derzeitigen Leben bist, dann gilt es doch erstmal dich wieder in einen Zustand zu bringen, indem du Lösungsprozesse denken kannst. Und das passiert am ehesten, wenn es dir besser – und im besten Fall gut – geht (Mehr dazu liest du hier)
Schau also, was für dich funktioniert: Vielleicht gibt es Entspannungstechniken, die dir helfen. Oder du nimmst dir bewusst Zeit für dich, wo du Bücher liest oder einen ausgedehnten Waldspaziergang machst.
Priorisiere dich selbst. Wenn es dir gut geht und du auch etwas Abstand zu deinen Problemen gewinnen kannst, fällt es meistens deutlich leichter passende Lösungen zu finden, um wieder einen Schritt vorwärts zu kommen.
5. Die "Krise" als Chance sehen
Herausforderungen machen dich stärker, sie stärken deine Resilienz, machen dich also widerstandsfähiger. Stumpf gesagt, du wirst zum Flummi und bounct wieder vom Boden hoch in die Höhe. Du bleibst nicht wie ein Klumpen Knete am Boden kleben 🙃. Super Vergleich, oder?
Herausfordernde Situationen stärken uns, sie lassen uns wachsen. Wenn du solche Situationen meisterst, wirst du lernen. Und beim nächsten Mal, wenn dir etwas ähnliches passiert, dich daran erinnern, dass du schon mal etwas ähnliches gemeistert hast und direkt ein stückweit gelassener damit umgehen können.
Das Leben ist nicht gradlinig, es gilt Unsicherheiten auszuhalten. Das mag auf den ersten Blick nicht schön sein, wir alle sehnen uns sicherlich nach Sicherheit und dem Gefühl anzukommen. Aber das beste, diesem Gefühl der Unsicherheit zu begegnen ist es doch am Ende, wenn du selbst in dir sicher sein kannst. Das ist das Ziel: Sicherheit in dir selbst zu erlangen, um den Unwägbarkeiten des Lebens zu begegnen.
Was bleibt?
Die Quarterlife Crisis – ob man jetzt diesen Begriff benutzen mag oder nicht – ist eine Phase, die die meisten jungen Erwachsenen in unterschiedlichen Ausprägungen erleben.
Das wichtigste ist: Du bist nicht allein! Sprich mit anderen Leuten darüber, wie sie dieser Lebensphase begegnen. Und schau einfach mal, wie die fünf Tipps dir dabei helfen können diese Phase zu überwinden.
Es ist in jedem Fall möglich gut durch diese Phase zu kommen und an ihr zu wachsen. Wenn du dich dabei von mir begleiten lassen möchtest, melde dich gerne bei mir.
Bis dahin alles Gute für dich!