Akzeptieren was man nicht ändern kann: Wie es geht

Im Leben gibt es viele Situationen und Herausforderungen. Manche lassen uns verzagen, verzweifeln und uns absolut hilflos fühlen. In dem du lernst zu akzeptieren, was du nicht ändern kannst, kannst du deine Haltung und deine Perspektive zu und auf diese Ereignisse verändern und damit dein eigenes Wohlergehen aktiv beeinflussen.

Akzeptieren was man nicht ändern kann

Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns an Dingen festhalten, die nicht mehr existieren oder die wir nicht ändern können. Die Kunst des Loslassens besteht darin, diese Realität anzuerkennen und den Willen zu finden, voranzukommen. In unserem hektischen Alltag vergessen wir oft, wie wichtig es ist, loszulassen und zu akzeptieren, was nicht geändert werden kann. Doch indem wir uns von Vergangenem lösen und uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren, schaffen wir Raum für Wachstum und neue Möglichkeiten.

In diesem Artikel werden wir uns damit beschäftigen, wie man die unveränderlichen Dinge akzeptiert und weitergeht, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Egal ob es sich um eine gescheiterte Beziehung, eine enttäuschende Karriere oder eine verpasste Gelegenheit handelt – wir werden lernen, wie man mit Enttäuschungen umgeht und den Blick nach vorn richtet.

Let’s go!

 

Vom Loslassen und Festhalten

Ganz im Ernst, Loslassen ist mir nicht in die Wiege gelegt worden. Ich liebe Pläne und wenn Ideen sich umsetzen lassen. Ich habe Vorstellungen im Kopf und die sollen bitte auch genauso in die Realität umgesetzt werden. Ob beim Sport oder in anderen Bereichen im Leben: Wenn etwas nicht nach Plan läuft, dann bricht für mich immer – und nach wie vor – kurz eine Welt zusammen. Allerdings habe ich eines mit den Jahren gelernt: Ich lasse mich davon nicht abhalten! Flexibilität, Anpassung und Akzeptieren sind die Gamechanger, auch wenn es auf den ersten Blick häufiger alles erstmal richtig  – excuse my language – kacke aussieht.

Was aber genau ist eigentlich so schwer am Loslassen?

Ich würde auch da wieder sagen, dass es sicherlich abhängig vom Charakter ist und wie gelassen oder nicht gelassen man als Persönlichkeit ist. Ich nehme in unserer heutigen modernen Welt allerdings viel mehr gestresste, un-gelassene Menschen wahr. Vielleicht ja auch, weil unsere Umwelt uns dazu verleitet hektisch und gestresst zu sein, mit einer elendigen langen Reihe an To-Dos und was weiß ich. Gerade in einem völlig vollgepackten Alltag, durchgeplant bis in die letzte Ecke, ist (gefühlt) gar keine Zeit mehr für Muße und Slowing Down. Allerdings hat Loslassen auch viel damit zu tun ruhig zu werden, zu reflektieren und Frieden mit etwas oder jemandem zu finden. Das funktioniert aber selten gut, wenn man es mal zwischen zwei Terminen versucht reinzuquetschen.

 

Akzeptieren was ist: Mein Leben mit Migräne mit Aura und mein Umgang damit

Loslassen gibt es in den verschiedenen Größen und Formen. Es gibt kleinere Dinge, die man eventuell loslassen will… zum Beispiel habe ich neulich ein 15 Jahre altes Kleidungsstück weggeschmissen, dass wirklich etwas besonderes für mich war. Allerdings musste ich mir eingestehen, dass es völlig abgeranzt war und jetzt auch seine Zeit gekommen war. Es viel mir schwer. Und dennoch habe ich es gehen lassen. Was gut war.

Größere Geschichten sind dann zum Beispiel das Akzeptieren von Dingen, die man nicht ändern kann: Wie zum Beispiel gescheiterter Beziehungen. Dass man einen Job nicht bekommen hat, den man doch unbedingt wollte. Oder dass man eine Krankheit hat oder die Gesundheit anderweitig eingeschränkt ist. Es gibt viele große Themen in unserem Leben, die wir nicht so einfach loslassen können, da sie ein Teil von uns sind. Aber es geht darum sie zu akzeptieren was man nicht ändern kann, genau WEIL sie ein Teil von uns sind. Eine ehemalige Kollegin hat mir mal zu mir gesagt: „Dir wird so oft etwas vor die Füße geschmissen, bis du lernst, damit umzugehen.“ In meinem Fall ist es in erster Linie die Migräne mit Aura. Davon möchte ich dir gerne im Folgenden erzählen.

Gegen etwas kämpfen, das man nicht ändern kann…

Migräne ist eine hochkomplexe neurologische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Und gerade weil sie nicht heilbar ist, finde ich es persönlich so wichtig es als Teil von sich selbst anzuerkennen und zu akzeptieren. Das ist nicht leicht, denn natürlich wäre es schöner, man hätte die Erkrankung nicht. Ich kenne viele Migräniker*innen, die dagegen „kämpfen“, die trotz der Migräne-Prädisposition sich einen Alltag schaffen, der eigentlich nicht zu der Erkrankung passt, was wiederum mit Schmerzen und sich elend fühlen einhergeht. Was aber ist besser? Dagegen ankämpfen, damit man vielleicht das Gefühl hat „Ha! Jetzt habe ich es der Migräne aber gezeigt!“ (Spoiler… das wird nie so sein) oder sich mit der Unwägbarkeit auseinandersetzen, akzeptieren und den Gedanken loslassen, wie es doch ohne Migräne so viel toller wäre?

Am Ende entscheidest du, welche Haltung du zu Situationen und Themen einnimmst. Nehmen wir da wieder mein eigenes Migränebeispiel. Meinen ersten Anfall hatte ich mit 11. Wahrscheinlich habe ich die Erkrankung von meiner Oma geerbt. Während meine Oma allerdings allen anderen die Schuld dafür gegeben hat, dass es ihr schlecht ging, habe ich mich schon sehr früh damit auseinandergesetzt, was ich selbst dafür tun kann, um die Anfallshäufigkeit zu verringern. Ich habe beispielsweise immer meinen Sport, die Leichtathletik, betrieben, weil es mir einfach gut getan hat. Viel Schlafen war auch noch nie ein Problem 🙂 Und dass ich zu regelmäßigen Zeiten esse, das habe ich mir irgendwann auch ganz gut angewöhnt.

Natürlich musste ich lernen, was es heißt an Migräne mit Aura erkrankt zu sein. Natürlich hat sich das Wissen und der Umgang mit der Krankheit erst über die Jahre entwickelt. Aber ich würde sagen, dass ich mich da schon immer auf die Sachen konzentriert habe, die ich tun kann und nicht die, die ich nicht tun kann.

 

…oder akzeptieren was ist und einen Umgang damit finden?

Denn fangen wir doch mal an, wovon einen Migräne so abhält. Nur so als Beispiel: ich hätte den Beruf als Kriminalistin oder Polizistin schon sehr interessant gefunden. Aber Schichtdienst ist ehrlicherweise mit Migräne keine gute Idee. Das Migränehirn mag Regelmäßigkeit. Jede Form von Stress – im Sinne von sich permanent verändernden Rhythmen – ist für das Migränehirn ein Graus. Oder anders gesagt: Dann lädt sich der „Stress-Akku“ immer weiter auf, bis er irgendwann überhitzt und platzt und es den nächsten Anfall gibt.

Ich kenne Menschen, die trotzdem Jobs mit Schichtdienst machen. Weil es ihr Traum ist. Okay, denke ich, das muss jeder selbst wissen und was er oder sie dafür bereit ist zu opfern. Ich persönlich denke es ist ein zu großer Kampf gegen etwas, das Teil von einem ist. Und es ja genau um das Akzeptieren dieser Unwägbarkeit geht. Ich kann zum Beispiel auch nicht ändern, dass ich nur knapp 1,60m groß bin. Ich werde jetzt sicher nie einen krass Block am Volleyballnetz spielen können oder Hochspringerin werden. Ne. Aber das ist okay. Es gibt im Leben so viele Dinge und Jobs, die man tun kann. warum also nicht etwas finden, das wirklich zu einem passt? Und zwar nicht nur Interessentechnisch sondern eben auch Lebenstechnisch!

Ich baue mein Leben so um meine Migräne rum, das es passt. Das klingt jetzt vielleicht erstmal kompliziert, ist es aber gar nicht. Auch das gehört zu meinem Herzensthema „sich selbst kennenlernen“ dazu.

 

4 Dinge, die du tun kannst, um zu akzeptieren, was du nicht ändern kannst

All das, was ich selbst mit meiner Krankheit erlebt habe, war natürlich ein langer Prozess. Und er hält bis heute an. Genau genommen, wird er auch niemals enden, denn Migräne ist wie gesagt nicht heilbar. Es gibt allerdings gute Wege mit Situationen, die du nicht ändern kannst, umzugehen. Hier kommen dazu vier Ideen, wie du das schaffen kannst.

 

1) Erkenne an, was ist, „It is what it is, man!!“

„It is what it is, man!!“ – Diesen überzeugten, simplen Ausruf eines US-Amerikanischen 400m Hürdenläufers werde ich wohl nie vergessen. Vor ein paar Jahren fuhr ich mit zwei US-Sprintern mehrere Stunden von einem Wettkampf hin und zurück. Seitdem hat sich dieser Spruch „It is what it is“ in seiner Coolness und Einfachheit in meinem Gehirn eingebrannt.

Es gibt so viele Situation, wo wir doch häufig erstmal denken: Das darf jetzt nicht wahr sein! Das kann nicht sein! Das geht nicht! Und wir haben ja auch einige Möglichkeiten aktiv auf Situationen einzugehen und diese zu beeinflussen.

Aber in den anderen Situationen, wo wir leider nichts tun können, hilft es, einen Schritt zurückzugehen. Sich nach dem ersten Schock und Ärger und des“ Das darf nicht sein“ zu sagen: Es ist was es ist. Und zu versuchen eine möglichst nicht-wertende Perspektive einzunehmen, die dir dabei hilft Abstand zu gewinnen und dich in eine Lage bringt, aus einer passiven wieder in eine aktive, selbstwirksame Haltung zu kommen. Hilfreich ist dabei zum Beispiel der Erste-Hilfe-Koffer. Wie du den für dich packst, habe ich dir in diesem Artikel beschrieben.

 

2) Cool down, lass deine Emotionen verrauchen. Lass das „Das darf nicht sein“ gehen, erlaube es dir

Direkt an den ersten Punkt knüpfen die folgenden Punkte an: Komm runter, lass deine Emotionen gehen. Natürlich ist es normal und auch total in Ordnung erstmal krasse Gefühle zu empfinden. Du kannst dich auskotzen, rumheulen, bei guten Freund*innen deinen Frust auslassen (sag ihnen dann nur bitte, dass du grad Dampf ablassen willst und noch gar keine schlauen Lösungsvorschläge oder Ratschläge präsentiert bekommen willst).

Das wichtigste an dieser Stelle ist, dass du dir erlaubst, wieder in einen anderen Zustand zu kommen. Denn nur wenn du dir überhaupt erlaubst in einen Zustand zu kommen, wo du die Situationen, die du nicht ändern kannst, auch zu akzeptieren, wirst du dem ganzen einen Schritt näher kommen können.

Persönlich hilfreich finde ich in akuten Stresssituation, wenn mich alles übermannt, Atemübungen. Hier sei die 4-7-8-Atemtechnik genannt. Wenn du es schaffst deinen Atem zu regulieren und damit deinen Parasympathikus zu aktivieren, kannst du in der Folge auch deinen Körper und deine Gedanken besser zur Ruhe bringen.

 

3) Analysiere die Situation

Befindest du dich wieder in einem besseren Zustand? Hast du Dinge und Sachen gemacht, die dir gut tun? Ja? Gut, dann geht’s weiter.

Mit dem erarbeiteten Abstand kannst du jetzt in eine Analyse gehen. Das Ziel dabei ist nicht, das ganze wieder zu Reaktivieren und dich wieder in dem Gefühl der Hilflosigkeit zu verlieren. Nein nein, wenn das passiert, dann solltest du nochmal zum vorherigen Schritt zurückgehen. Sondern es geht darum, dass du die Situation möglich sachlich analysieren kannst. Auch hier gilt wieder: Bewerte sie möglichst nicht.

Wenn ich mal an meinem Beispiel mit der Migräne bleibe, könnte die Situation sein: „Warum hat sich meine Anfallshäufigkeit in den letzten zwei Monaten so stark erhöht?“ Mit den Anfällen ist bei mir eine extrem negative Gefühlslage verbunden. Ich fühle mich hilflos und ausgeliefert. Also weiß ich, dass es gar nicht so einfach ist da in eine nicht-wertende Lage zu kommen. Aber wenn ich es schaffe, kann ich mir sagen: „Ich hatte deutlich mehr Aufgaben auf der Arbeit. Das hat bei mir Stress erzeugt.“ So könntest du auch bei deinen Punkten vorgehen.

 

4) Perspektiven wechseln und Frieden schließen mit Situationen, die du nicht ändern kannst

Wichtig ist mir hier zu sagen: Es geht nicht darum krampfhaft zu versuchen in allem Negativen etwas Positives zu sehen. Toxische Positivität, nein danke. Das brauchen wir hier nicht.

Dennoch entpuppt sich eine Kraft im Loslassen und Akzeptieren. Ich selbst bin leider – vielleicht auch durch den Leistungssport – viel zu häufig in Denkmustern, dass ich denke „Wenn ich jetzt das und das sein lasse,… dann werde ich doch hoffentlich auch dafür belohnt!“ Aber genau darum geht es tatsächlich ja gerade nicht! Sondern vielmehr das Gefühl kennenzulernen, dass etwas loslassen und es so zu akzeptieren, wie es ist eine Art Frieden für dich selbst bringt. Weil du nicht zwanghaft versuchst Löffel zu verbiegen, wo sie einfach nicht zu verbiegen sind (Komisches Beispiel, ging mir nur gerade so durch den Kopf).

Um mein persönliches Beispiel meines Migränehirns abzuschließen: Wenn es etwas gibt, dass ich an der Migräne schätze, dann ist es, dass es wie ein Seismograph wirkt. Je mehr Anfälle ich habe, desto mehr weist mich die Migräne darauf hin, dass etwas in meinem Leben gerade nicht stimmt. Dass ich irgendetwas tue, was nicht zu mir passt und dass ich unbedingt etwas verändern muss. Meine Migräne ist ein Frühwarnsystem und es hält mich bislang ziemlich gut davon ab in einen Burnout zu rutschen. Und dafür bin ich meiner Migräne dankbar. Natürlich hätte ich sie lieber nicht. Aber da ich es mir nicht aussuchen konnte, hilft es mir sehr diese Perspektive einnehmen zu können.

Wie sieht es bei deinen Themen und Herausforderungen aus? Merkst du, dass sich etwas in dir und deiner Haltung verändert, wenn du diese Punkte anwendest und umsetzt?

 

Loslassen und Akzeptieren: Ein ständiger Prozess

Loslassen und zu akzeptieren, was man nicht ändern kann, ist keine leichte Sache. Im Gegenteil. Es ist ein ständiger, auch teilweise ermüdender und wiederkehrender Prozess. Das Leben ist ein ständiges Auf- und Ab. Gerade deshalb ist es so wichtig achtsam mit dir und deiner Umwelt umzugehen.

Es ist auch häufig nicht so, dass du es einmal „geschafft“ hast loszulassen und dann ist es damit getan. Manchmal funktioniert es, aber oft wirst du immer wieder mit bestimmten Dingen konfrontiert und immer wieder aufs neue vom Leben dazu aufgefordert deine Haltung zu diesem Thema zu überprüfen.

Doch du wirst merken, dass wenn du dir selbst erlaubst Situationen und Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst, du in vielerlei Hinsicht gelassener wirst. Im Umgang mit anderen, im Umgang mit dir selbst. Die vier Punkte, die ich dir mit auf den Weg gebe, sollen dich in die Lage bringen lösungsorientiert zu denken, zu handeln und zu fühlen. Denn wenn du diese Haltung dir und dem Leben gegenüber einnimmst, wirst du sehen, dass sich viele Wege auftun werden, die du dir vorher gar nicht gewagt hast zu erträumen. Akzeptanz bedeutet am Ende eine positive, bejahende Haltung zu Situationen und Gegebenheiten einzunehmen. Ich wünsche dir alles Gute für dich, dass dir das gelingt!